Die Gehörlosenkultur beinhaltet als wesentlichstes Merkmal die Gebärdensprache und wurde von der tauben Gebärdensprachgemeinschaft im Laufe der Zeit als eine eigene Kultur entwickelt. Taub Sein wird nicht als Defizit verstanden, sondern als Lebensgefühl.
In Deutschland entstand der Begriff der Gehörlosenkultur in den Achtzigerjahren in Folge der Emanzipationsbewegung der Gehörlosen und auch zunehmenden öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung der Gebärdensprache. Gefördert wurde die Gebärdensprachforschung vor allem seit 1960 durch William Stokoe in den USA und in Deutschland seit 1982 durch Siegmund Prillwitz.
Die Kommunikation in Gebärdensprache ist zentral für die Gehörlosenkultur ist. Das Hören steht dabei nicht im Vordergrund, sondern mehr die Idee einer solidarisch geprägten Sprach- und Kulturgemeinschaft.
Typische Merkmale sind zum Beispiel die gemeinsamen Erfahrungen und Erlebnisse in Gehörlosenschulen, Familien und der hörenden Mehrheitsgesellschaft, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Dabei ist die geschichtliche Entwicklung der Gehörlosengemeinschaft wichtig, die Bräuche und Witze, die über das Leben der Gehörlosen berichten, auch international über die regionalen Grenzen hinaus.
In sämtlichen größeren Städten gibt es ein Gehörlosenzentrum, das Anlaufstelle für regelmäßige Veranstaltungen und Treffen ist. Weitere Informationsquellen zu Kulturterminen sind die Deutsche Gehörlosen-Zeitung (DGZ) und das Internet mit zahlreichen Portalen und Blogs zu Gebärdenpoesie, Poetry-Slam, Tanz, Theater, Videoprojekten und bildender Kunst.
Wichtiger Bestandteil der Gehörlosenkultur ist auch der Sport. Mit seinen über 12.000 Mitgliedern aus 168 Vereinen führt der Deutsche Gehörlosen-Sportverband auf Vereins-, Landes- und Bundesebene eigene Meisterschaften durch. Die Deaflympics (Weltspiele der Gehörlosen) finden jeweils ein Jahr nach den Olympischen Spielen statt.
Besonders eindrucksvoll kann man die Kulturfacetten alle paar Jahre bei den Deutschen Kulturtagen der Gehörlosen erleben oder auch beim Berliner Gebärdensprachfestival und dem Deutsche Gehörlosen-Theater-Festival (DeGeTh).
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