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Deafhood

Deafhood (englisch für „taub sein“) vereint verschiedene Aspekte eines neuen Zugangs zur Gehörlosenkultur jenseits eines vorherrschenden medizinischen Zustandes des beeinträchtigten Hörens. Taub Sein steht für einen Tatbestand und Prozess des selbstbewussten Beitrages eines jeden tauben Menschen auf kultureller, gesellschaftlicher und politischer Ebene.

Der taube englische Wissenschaftler und Aktivist Paddy Ladd hat den Begriff „Deafhood“ erstmals 1993 eingeführt, dann in seiner Doktorarbeit 1998 weiterentwickelt bis zur Veröffentlichung seines Buches “Understanding Deaf Culture – In Search of Deafhood” 2003 (in Deutschland 2008 erschienen unter dem Titel „Was ist Deafhood? Gehörlosenkultur im Aufbruch“).

Paddy Ladd beschreibt die Wurzeln der Gehörlosenkultur und weist auf die Fallstricke hin, mit denen ein bisher vorwiegend medizinisches Konzept von Gehörlosigkeit dem kulturellen Selbstverständnis der Gehörlosen den Weg versperrt oder erschwert. In Auseinandersetzung und als Antwort auf existierende Kulturtheorien entwickelt Paddy Ladd ein eigenes Konzept mit folgenden Fragen:
„Was kann es bedeuten, ein gehörloser Mensch in einer gehörlosen Gemeinschaft zu sein? Was ist Gehörlosenkultur? Warum ist sie so außerordentlich wichtig für den Befreiungskampf Gehörloser? Was hat sie den Mehrheitsgesellschaften zu bieten, was könnten sie von ihr lernen? Und warum hat die Welt bisher so wenig von ihr gehört?“

Die Gebärdensprachbewegung in Deutschland hat in den 80er Jahren mit Beginn der Gebärdensprachforschung eingesetzt. Dadurch hat sich auch die Identität tauber und schwerhöriger Menschen, ihre Kultur, Gemeinschaft und das Taub Sein entfaltet. Die Deutsche Gebärdensprache ist der wesentliche Kern auch in Deutschland. Die lange Reise dieser Emanzipationsbewegung dauert immer noch an.

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