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Ta Te

taubstumm

Taubstumm“ ist ein inhaltlich falscher und diskriminierender Begriff, der bis in das 18. Jahrhundert gebräuchlich war und heute nur noch im geschichtlichen Kontext als historischer Begriff verwendet wird.

Die Bezeichnung taubstumm leitet sich sprachgeschichtlich von „doof“ und „stumm“ bzw. „dumm“ ab.

Über Jahrhunderte wurden den Tauben keinerlei Rechte zugestanden, weil man sie für bildungsunfähig hielt. Wer nicht hören konnte, konnte demzufolge auch das Sprechen nur schwer erlernen.

Aber kein Tauber ist auch tatsächlich stumm und kann sprechen oder kommunizieren – sei es verbal, sei es schriftlich oder durch Gebärden.

Heute ist eindeutig erwiesen, dass keine Abhängigkeit zwischen Taubheit und intellektuellen Fähigkeiten besteht. Der irreführende Begriff „taubstumm“ wurde durch die Bezeichnung „gehörlos“ abgelöst und entstand erst nach der Einführung der allgemeinen Schulbildung für taube Kinder im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts.
Das Wort „Gehörlos“ steht für ein neues Selbstverständnis: Gehörlose fühlen sich nicht als Behinderte, sondern durch ihre Sprache – die Deutsche Gebärdensprache – als sprachliche Minderheit. Sie fordern ihre Gleichstellung in unserer Gesellschaft und die allgemeine Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache.

Die Endung -los in gehörlos legt den Fokus auf das Fehlen des Hörsinns und wird als nicht ressourcenorientiert wahrgenommen. Daher bezeichnen sich in jüngerer Zeit immer mehr Betroffene als taube Menschen. Damit wollen sie eine neutrale Sichtweise auf ihre Behinderung zum Ausdruck bringen, die wegführt von einer lediglich medizinisch geprägten Wahrnehmung.

Taube Menschen erachten dabei Sprechfähigkeit weniger wesentlich als Kommunikationsfähigkeit. Sie können durchaus kommunizieren, sei es in Gebärdensprache, sei es in Lautsprache.

 

 

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