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Handform

Die Handform beschreibt die äußere Form der Hand. Sie gehört zum Gebiet der Phonologie und ist eine der vier manuellen Komponenten der Gebärdensprache. Die Phonologie wiederum beschäftigt sich mit den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Elementen einer Sprache, den Phonemen. Da Gebärden lautlos sind und der Begriff „Phonologie“ nicht wirklich passt, versuchte William Stokoe stattdessen den Begriff „Cherologie“, also „Lehre von den Händen“ einzuführen, konnte ihn aber nicht durchsetzen.

Dank der Anatomie unserer Hand ist es uns möglich, eine Vielzahl an Handformen zu bilden. Wir können die Finger unterschiedlich stark strecken und abspreizen. Wir können die Hand öffnen oder zur Faust schließen, und unsere Daumen sind sehr beweglich.
Die Handformen sind in jeder Gebärdensprache anders vertreten, da es kulturelle Unterschiede gibt und nicht jede Handform in jeder Kultur erlaubt ist. Es gibt jedoch 6 Handformen, die im Repertoire von allen bisher erforschten Gebärdensprachen auftauchen: Die Faust, die Flachhand, die „O-Hand“, die „C-Hand“, der gestreckte Zeigefinger und die Spreizhand.
In der DGS finden sich etwa 30 festgelegte Handformen, die für die einzelnen Gebärden verwendet werden. Sie können formal in folgende Handformenklassen eingeteilt werden: Faust, Flachhand, Einzelfinger (hier werden ein oder mehrere Finger von der Faust ausgehend abgespreizt) und Daumen-Oppositionen (bei denen andere Finger dem Daumen gegenüberstehen).

Um die verschiedenen Handformen bestimmten zu können, wurde die Minimalpaarmethode angewandt. Es wurden also Gebärden gesucht, die unterschiedliche Bedeutungen haben und bei denen sich nur die Handform unterscheidet, alle anderen Parameter aber gleich sind. Manche Phoneme haben verschiedene Varianten, wie sie gebärdet werden können. Ihre Bedeutung verändert sich dabei nicht.

Wie in der Lautsprache auch, gibt es in Gebärdensprachen Versprecher. Diese werden als „Vergebärdler“ bezeichnet und können z.B. durch eine falsche Handform entstehen.

Weiterführende Links:

www.signum-verlag.de
Leuninger und Happ: Phonologie (Word-Datei)
Verbalklassen der Deutschen Gebärdensprache

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