Siegmund Prillwitz wurde 1942 geboren und ist ein deutscher Linguist. Er ist der Begründer des Instituts für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser an der Universität Hamburg, und untersuchte als erster die Deutsche Gebärdensprache mit sprachwissenschaftlichen Methoden. Er setzte sich zudem für die Anerkennung der Gebärdensprache als Minderheitensprache ein.
Nach seinem Germanistikstudium begann Prillwitz 1971 die Probleme des Spracherwerbs bei Gehörlosen zu untersuchen. Dies geschah im Rahmen einer Anfrage des Bundesfamilienministeriums zur Situation Gehörloser. Dazu arbeitete Prillwitz die Forschung im anglo-amerikanischen Bereich auf und kam so überhaupt erst auf die Thematik Gebärdensprache. Er selbst hatte bis dahin keinen Kontakt zu der Sprache oder Gehörlosen gehabt.
Durch seine Arbeit an der Forschungsliteratur erkannte er die dort immer wieder auftauchende Problematik: Die Gehörlosen waren kommunikativ abgeschnitten, oft schon im Kindesalter, da 90% der Kinder hörende Eltern hatten. Diese kommunikative Abgrenzung zog sich immer weiter, über Kindergarten, Schule, Ausbildung und Beruf.
1979 arbeitete Prillwitz in der kleinen Forschungsstelle DGS an der Universität Hamburg. Hierbei kam es zu regelmäßigen Treffen mit den Gehörlosen Heiko Zienert, Alexander von Meyenn und Wolfgang Schmidt, sowie der Hörenden Regina Leven, die die Dolmetscherfunktion übernahm und später Professorin für Gebärdensprache wurde.
Zu den Projekten der Forschungsstelle gehörte eine Familienuntersuchung, bei der die Verständigung in Familien mit gehörlosen Kindern in den ersten fünf Lebensjahren bis zum Schulbeginn erforscht wurde. Hier sah Prillwitz, wie schwierig sich die Kommunikation zwischen Familienangehörigen, Lehrern und den gehörlosen Kindern gestaltete. Im Unterricht versuchten die tauben Kinder angestrengt, von den Lippen abzulesen und ordentlich zu artikulieren. In der Pause dagegen wurde auf dem Hof ausgiebig gebärdet, die Kinder verstanden sich und tauschten sich aus.
Für Prillwitz war dies der Anstoß, den Pädagogen so schnell wie möglich Zugang zu der Gebärdensprache zu verschaffen. Er schlug unter anderem vor, die Lehrer von den Kindern unterrichten zu lassen, ganz nach dem Motto: „Die besten Lehrer habt ihr eigentlich in eurer Klasse sitzen.“
Die kleine Forschungsstelle an der Universität Hamburg expandierte durch hinzukommende Projekte, sie bekam die ersten Räumlichkeiten in der Rothenbaumchaussee, die sehr heruntergekommen waren und von dem Team um Prillwitz herum renoviert wurde.
1987 wurde sie in „Zentrum für Deutsche Gebärdensprache“ umbenannt.
Die Mischung von Hörenden und Gehörlosen im Institut sieht Prillwitz bis heute als wichtige Mischung, die Respekt füreinander und eine gelungene Kommunikation von beiden Seiten gefördert hat.
Prillwitz leitete das Institut, bis er 2005 in den Ruhestand ging.
Weiterführende Links: